I.
Allgemeines.
Welche Aufgabe hat die Wirtschaftsgeographie?
Die Vielgestaltigkeit des heutigen Wirtschaftslebens stellt
an den einzelnen hohe geistige und körperliche Anforderungen.
Zahlreiche Existenzen unterhegen alljährlich in dem mit
allen nur denkbaren Mitteln geführten Interessenkampfe, weil
ihnen über den engen Kreis des eigenen Berufslebens hinaus
das Verständnis für die Bedürfnisse der Zeit, die Einsicht
in das allgemeine Wirtschaftsleben fehlt. Diese erweiterte
volkswirtschaftliche Einsicht verleiht dem einzelnen erhöhte
wirtschaftliche Kraft.
Die Wirtschaftsgeographie hat die Aufgabe, die wirtschaft-
lichen Verhältnisse eines Landes auf ihren ursächlichen Zu-
sammenhang mit den natürlichen Landesverhältnissen zu
untersuchen.
Nur diese kausale Betrachtungsweise der Erdkunde, welche
die wirtschaftlichen Leistungen der Länder in den Vordergrund
stellt, ist von bleibendem Werte für die geistige und berufliche
Bildung.
Was mufs man zum besseren Verständnisse der wirtschaft-
lichen Verhältnisse Deutschlands von der Entwicklungs-
geschichte der Erde wissen?
Nach den Hypothesen von Kant, Laplace, Thomson und Croll be-
standen einst alle Körper unseres Sonnensystems aus großen kugelförmigen
Nebelmassen, die durch gegenseitige Anziehung in Bewegung gerieten.
Die durch die Schnelligkeit derselben erzeugte ungeheure Wärme ver-
setzte die Urnebel, auch Materie genannt, in einen gasförmigen Zustand,
in welchem sich bereits alle gegenwärtig auf der Erde vorhandenen Stoffe
befanden.
Durch fortgesetzte Wärmeausstrahlung und durch die hiermit ver-
bundene stete Zusammenziehung wurde aus dem glühenden Nebelball all-
mählich ein glühendflüssiger Körper. In ihm waren die Bestandteile
der heutigen Erdkruste in geschmolzenem Zustande enthalten.
"Wolff—pflug, Wirtschaftsgeographie. I. 1
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
11
Es sind: Holland, Belgien, Frankreich, Schweiz,
Österreich-Ungarn, Rußland und Dänemark.
Diesen schließen sich an im Norden bezw. Nordwesten :
Schweden, Norwegen und England, die durch schmale
Meeresteile mit unserem Yaterlande mehr verbunden, als
von ihm getrennt sind. Die Pyrenäen- und Balkanhalb-
insel stehen zwar in nicht so inniger Verbindung mit dem
deutschen Reiche wie Italien, das nur durch die kleine Schweiz
und durch die verhältnismäßig wegsamen österreichischen Alpen-
gebiete getrennt ist, helfen jedoch den zweiten Staatenring
bilden, der Deutschland in weitem Bogen umspannt.
So hat wie kaum ein anderes Land Deutschland eine
zentrale Lage; es bildet daher auch das wichtigste Durch-
gangsgebiet für den europäischen Handel und Verkehr.
Welche wirtschaftlichen Nachteile und Vorteile ergeben sich
für Deutschland ans der zentralen Lage?
Ein Blick in die Blätter der Weltgeschichte lehrt uns, wie Deutschland
fast in jedem Jahrhundert der Schauplatz kriegerischer Ereignisse, der
Tummelplatz fremdländischer Heeresmassen gewesen. Aus fast auen
Himmelsgegenden ergossen sich kulturfeindliche Völkerströme in die
deutschen Gaue. Aus dem Osten brausten gleich einem gewaltigen Un-
gewitter nacheinander die wilden Horden der Hunnen, die räuberischen
Magyaren und die heidnischen, barbarischen Slawen in das Land, alles
vernichtend mit Feuer und Schwert. Von Norden kamen die Schweden,
von Westen die Franzosen und beteiligten sich an dem unseligen Religions-
kampf, der in dreißigjähriger Dauer die Hälfte aller Ortschaften samt ihren
Bewohnern mit eisernem Besen, durch Hungersnot und Pest, vernichtete.
Von ähnlicher Wirkimg für unsere Kultur waren die Schrecknisse
des siebenjährigen Krieges und die tief traurigen Ereignisse der .Jahre 1806
und 1807, als wiederum französische Heere unsere Fluren zerstampften.
Natürlich haben diese das Volksleben bis ins Mark treffenden Er-
eignisse die wirtschaftliche Entwicklung unseres Vaterlandes außerordentlich
gehemmt
Wie aber Deutschland durch seine zentrale Lage den vernichtenden
Elementen leicht zugänglich gewesen ist, so haben in gleicher Weise auch
die kulturfreundlichen Strömungen ins Land dringen können, die von
den Nachbarstaaten ihren Ausgang nahmen. Und besonders in neuester
Zeit, da Deutschland geeint, macht- und glanzvoll als ein Hort des
europäischen Friedens dasteht, hat sich der aus seiner Mittellage erwachsende
wirtschaftliche Vorteil mehr denn je bemerkbar gemacht. Statt der wilden
Horden durchziehen jetzt kreuz und quer Segen und Wohlstand bringende
Handels- und Verkehrsstraßen das Land, die Nachbarstaaten miteinander
verknüpfend.
So muß Deutschland eine vermittelnde Rohe übernehmen, wollen
Frankreich und Rußland, Dänemark und Italien, Holland, Belgien und
England einerseits, Österreich-Ungarn und die südöstlichen europäischen
Staaten anderseits in Handelsbeziehungen treten.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Ortsnamen: Holland Belgien Frankreich Schweiz Schweden Norwegen England Balkanhalb- Italien Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Schweden Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich Dänemark Italien Holland Belgien England
118
Iii. Die Industrie.
Geschichtliche Entwicklung- der deutschen Industrie.
Mittelalter. Die deutsehe Großindustrie, die mit ihren bewunderns-
werten Leistungen und außergewöhnlichen Fortschritten unser Erstaunen
wachruft, hat sich aus dem schlichten Handwerk entwickelt. Dieses aber
stand schon im Mittelalter in hoher Blüte; genossen doch die Leistungen
der Augsburger Tuchmacher und Nürnberger Metallarbeiter selbst im Aus-
lande hohes Ansehen.
16. bis 18. Jahrhundert. Als jedoch mit dem Rückgang der deutschen
Hansa der Handelsverkehr nachließ, geriet auch das Handwerk mehr und
mehr in Verfall. Der dreißigjährige Krieg richtete es vollständig zu-
grunde. Im 18. Jahrhundert jedoch zeigte sich im wirtschaftlichen Leben
Deutschlands eine Wendung zum Besseren. Anhaltende Kriege aber, die
auch in diesem Zeitraum ihre nachteiligen Wirkungen auf Handel und
Gewerbe ausübten, verhinderten einen schnelleren Fortschritt. Zudem
nahm die Gewerbtätigkeit eine falsche Richtung an und wandte sich nur
solchen industriellen Zweigen zu, die vorzugsweise Luxusartikel, wie Glas,
Handschuhe, Seidenwaren, Hüte und Porzellan, herstellten und nur bei der
wohlhabenden Bevölkerung auf Abnehmer rechnen konnten. Besser stand
es um die verschiedenen Zweige der Gewebeindustrie; Leinen-, Baum-
woll- und Wollwaren waren begehrte Artikel im In- und Auslande. Auch
Nürnberger Metallwaren fanden wieder im Auslande Beachtung, und
die Schwarzwälder Uhren fingen an, im Ausfuhrhandel Deutschlands
eine Rolle zu spielen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zeigte
sich dank der Fürsorge Friedrichs des Großen ein schnellerer Fort-
schritt im wirtschaftlichen Leben. Der Bau von Straßen und Kanälen,
die Einrichtung von Kreditanstalten, die Einwanderung von Land-
wirten und Gewerbetreibenden förderten Landwirtschaft, Handel und
Industrie.
Ii). Jahrhundert. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts erlitt der neu
einsetzende wirtschaftliche Aufschwung Deutschlands wieder eine, jedoch
nur vorübergehende, Störung durch die von Napoleon I. heraufbeschworenen
Kriegsstürme. Die im Jahre 1810 eingeführte Gewerbefreiheit machte die
Bahn für die ungehinderte Entwicklung der deutschen Industrie frei. Diese
vollzog sich anfangs nur schüchtern und langsam; aber die langjährige
Friedenszeit, die wirtschaftliche Einigung Deutschlands durch Grün-
dung des deutschen Zollvereins im Jahre 1834 und die Einführung des
Maschinenbetriebes brachten sie in ganz gewaltigem Maße zur Ent-
faltung. Als dann im Jahre 1871 die nationale Einigung erfolgte,
erwachte auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens ein ungeheurer
Unternehmungsgeist. Die kapitalkräftige deutsche Industrie machte riesige
Fortschritte und wagte es, auf dem Weltmarkt den Wettkampf mit den
hochentwickelten Industrien der englischen, französischen und nordameri-
kanischen Nation aufzunehmen. Dieser jahrelange Kampf hat alle Welt
davon überzeugt, daß die deutsche Nation auf industriellem Gebiete allen
andern ebenbürtig zur Seite steht, und daß England die größten An-
strengungen zu machen hat, wenn es nicht von Deutschland überflügelt
•werden will.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschlands Deutschlands Deutschlands England Deutschland
— 147
leistungsfähig, so daß sie weit über den Inlandbedarf produzierte und
sich nach Absatzgebieten im Auslande unisehen mußte.
Eine wesentliche Förderung erfuhr Deutschlands Handelsverkehr mit
dem Auslande durch die allgemeine Einführung der Dampfschiffahrt und
durch die Gründung des deutschen Zollvereins. Durch letzteren wurde
die wirtschaftliche Einheit Deutschlands geschaffen, und es kam durch ihn
zum Abschluß von vorteilhaften Handelsverträgen mit den Nachbarstaaten.
Der Außenhandel Deutschlands nahm in der Folgezeit einen gewaltigen
Aufschwung; es entstanden mehrere große Schiffahrtsgesellschaften (Nord-
deutscher Lloyd und Hamburg-Amerika-Linie), die den überseeischen
Handel ungemein förderten. Die Industrie wurde mit Einführung des
Maschinenbetriebes immer leistungsfähiger und bildete sich allenthalben
zum Großbetrieb aus.
Die Begründung des Deutschen Kaiserreiches führte eine weitere
Förderung des deutschen Außenhandels herbei. Die Reichsregierung ver-
schaffte dem Handel mit dem Auslande eine wirksame Vertretung durch
die Konsidate und den nötigen Schutz durch eine fortgesetzte Vermehrung
der Kriegsflotte. Das Auswanderungswesen wurde geregelt, und durch
Erwerbung von Kolonien wurden dem deutschen Handel im Auslande feste
Stützpunkte gegeben.
b. Umfang und Bedeutung-.
Gegenwärtig nimmt das Deutsche Reich den zweiten Platz
im Weltwirtschaftsverkehr ein und wird nur von Großbritannien
bedeutend überragt. Aber dieses Land hat ebensowenig wie
die rasch aufblühenden Vereinigten Staaten ein so schnelles
Tempo der Entwicklung aufzuweisen wie unser Vaterland.
Der Abstand zwischen Großbritannien und Deutschland, der
vor einem halben Jahrhundert außerordentlich groß war, nimmt
fortgesetzt ab, und es wird England große Mühe kosten, wenn
dieser Unterschied nicht eine weitere Verminderung erfahren soll.
An dem Welthandel, den man 75 bis 80 Milliarden Mark schätzt,
ist Großbritannien mit etwa einem Fünftel, Deutschland mit
mehr als einem Achtel beteiligt, während auf Frankreich, das
früher den zweiten Platz unter den Welthandelsmächten ein-
nahm, nur etwa ein Elftel entfällt.
Mit Stolz darf Deutschland auf die Entwicklung seiner
Handelsbeziehungen in den letzten Jahrzehnten zurückblicken.
Immer reger gestaltet sich sein Güteraustausch mit den ver-
schiedenen Nationen, immer größer werden seine Ansprüche
und seine Leistungen für den Weltmarkt. Der deutsche Kauf-
mann ist in allen Teilen der Erde eifrig bemüht, den deutschen
Industrieerzeugnissen neue Absatzgebiete zu erobern. Die
deutsche Handelsflagge steht überall in hohem Ansehen, und
unsere Kriegsflotte, die zwar erst an fünfter Stelle steht, sorgt für
den Schutz der Handelsschiffe gegen feindliche Bedrängungen.
10*
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschlands Deutschlands Deutsche_Reich Deutschland England Deutschland Frankreich Deutschland
149
der Normannen auf der Nordsee. Die Hansa, welche ursprüng-
lich den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit in der Ostsee hatte, zog
allmählich auch die Nordsee in ihr Bereich. Mit dem politischen
und wirtschaftlichen Niedergange Deutschlands verlor die Nord-
see mehr und mehr ihre Bedeutung für dieses Land, und erst
in neuerer Zeit haben sich die Nordseehäfen ihre frühere Be-
deutung zurückerobert. Nächst den Engländern spielen die
Deutschen die wichtigste Rolle im Nordseeverkehr.
Die Ostsee hat nicht annähernd die Bedeutung für Deutsch-
lands Außenhandel wie die Nordsee. Während sie zur Blüte-
zeit der Hansa im 14. und 15. Jahrhundert das Hauptfeld des
Welthandels bildete, stieg sie mit der Entdeckung des großen
atlantischen Seeweges von ihrer Höhe herab. Sie hat heute
nur noch eine größere Bedeutung für den deutsch-russischen
und russisch-englischen Handel. Daraus erklärt es sich auch,
daß die Ostseereederei nicht einen gleichen Aufschwung ge-
nommen wie die Nordseereederei. Im Gegenteil, manche ihrer
Häfen weisen sogar einen erheblichen Rückschritt auf. Die
große Entfernung vom Atlantischen Ozean hat sich besonders
in neuerer Zeit als nachteilig erwiesen. Der Kaiser-Wilhelm-
Kanal, der allerdings in erster Linie strategischen Zwecken
dienen soll, hat in dieser Hinsicht eine, wenn auch nur lang-
same Besserung herbeigeführt, indem er die Ostsee in engeren
Anschluß an das Weltmeer gebracht hat. Man hat im übrigen
große Mittel zur Besserung der Verkehrsverhältnisse in den
Ostseehäfen aufgebracht und diese namentlich zur Erweiterung
der Hafenanlagen in den größeren Hafenstädten und zur Anlage
von Verbindungswegen mit der offenen See verwandt (Haff-
kanal von Königsberg und Kaiserfahrt von Stettin nach Swine-
münde). In Danzig und Stettin sind Freihafenbezirke geschaffen
worden. Die Anlage des Elb-Travekanals zielt ebenfalls auf die
Hebung der Ostseereederei ab. Eine wesentliche Besserung wäre
aber vor allem von der Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse
im Hinterlande der Ostsee, namentlich im östlichen Deutschland
zu erwarten. Nur Stettin besitzt in der Reichshauptstadt und
in dem gewerblichen Schlesien ein gutes Hinterland.
Das Mittelmeer. Für Deutschlands Außenhandel ist es
in doppelter Hinsicht von Bedeutung. Einmal ist es die Durch-
gangsstraße für den regen Verkehr Deutschlands nach Ost-
afrika, Ostindien, Ostasien und Australien, zum andern aber
bildet es den Zugang zu den Mittelmeerländern, an deren
Handelsverkehr unser Vaterland einen bedeutenden Anteil hat,
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
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84
besserung bedarf, um den wirtschaftlichen Ansprüchen ge-
nügen zu können, so kann man größere wirtschaftliche Be-
deutung von der Oder erst in der Zukunft erwarten. Der
Klodnitzkanal verbindet Gleiwitz mit Kosel.
b) Die Eisenbahnen. Den Mittelpunkt des gut ent-
wickelten Eisenbahnnetzes bildet Breslau. Man unterscheidet
folgende Linien :
( Sagan, Guben, Frankfurt a. 0., Berlin
1. Breslau — Liegnitz ; (Niederschlesisehc Bahn)
I Bunzlau, Görlitz, Dresden.
( Beuthen, Königshütte, Myslowitz
2. Breslau — Oppeln { (Oberschlesische Bahn)
I Kosel, Ratibor—wien.
3. Breslau — Glogau —Grünberg — Küstrin, Stettin (Oderbahn).
4. die Sudetenbahn.
H.
Das norddeutsche Flachland.
Welches Gebiet umfafst es?
Das norddeutsche Flachland umfaßt das gewaltige Gebiet
deutscher Zunge, das sich vom nördlichen Rande der deutschen
Mittelgebirge bis zu den Gestaden der Nord- und Ostsee
erstreckt.
In welche Teile kann man das norddeutsche Flachland
zerlegen?
a) Physisch. Das ganze Gebiet zerfällt in zwei Haupt-
teile. Der bei weitem kleinere Teil umfaßt das Stromgebiet
der Ems, der unteren Weser, der mittleren und unteren Elbe
und heißt westdeutsches Flachland; der größere umfaßt
das Stromgebiet der mittleren Oder, der Weichsel und des
Pregels und heißt ostdeutsches Flachland. Als ein drittes
Glied ist noch das »meerumschlungene« Schleswig-Holstein
aufzufassen, das die charakteristischen Merkmale der genannten
Teile in sich vereinigt.
b) Politisch umschließt es (außer den bereits betrachteten
Tieflandsbuchten und Vorländern der deutschen Mittelgebirge)
die Provinzen Posen, West- und Ostpreußen, Pommern, Branden-
burg, Schleswig-Holstein, teilweise Hannover und Westfalen;
sodann die Großherzogtümer Oldenburg, Mecklenburg-Schwerin
und Strelitz.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Ortsnamen: Gleiwitz Breslau Guben Frankfurt Berlin Breslau Liegnitz Niederschlesisehc Bunzlau Görlitz Dresden Beuthen Oberschlesische Stettin Ostsee Schleswig-Holstein Posen Pommern Schleswig-Holstein Westfalen Oldenburg Mecklenburg-Schwerin
146 —
Von da ab wußten sich Venedig und Genua die Vorherrschaft im Handel
mit dem Orient zu verschaffen und Konstantinopel die Vermittlerrolle zu
entreißen. An Stelle der Donaulinie kamen die Alpenstraßen über den
Brenner, Julier und Septimer zu großer Bedeutung.
Die Hansa. Ahnlich wie auf dem Mittelmeer entwickelte sich ein
reges Handels- und Verkehrsleben auf der Ostsee. Im Ib. und 14. Jahr-
hundert lag der Ostseehandel vollständig in den Händen der Hansa, eines
Städtebundes, der zur Sicherung gemeinsamer Handels- und Seefahrts-
interessen geschlossen wurde. Die Führerin dieses mächtigen Bundes, der
seine Handelsbeziehungen nach Kußland, Polen, Dänemark, Schweden und
Norwegen, England, den Niederlanden und später auch nach dem Süden
ausdehnte, war Lübeck. Die Hansa wurde mit der Zeit so mächtig, daß
sie Kriege führen konnte, und Könige sich um ihre Gunst bewarben. Zur
Blütezeit der Hansa war Deutschland nicht nur politisch der mächtigste
Staat Europas, sondern zugleich auch der erste Handelsstaat.
16. bis 18. Jahrhundert. Während die westeuropäischen Staaten
infolge der Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Ostindien
zu hoher Blüte gelangten, begann der allmähliche Verfall des deutschen
Außenhandels. Die Macht der Hansa wurde durch die aufstrebenden
Seestaaten und durch innere Zwistigkeiten gebrochen. Ein Handels-
gebiet nach dem andern ging ihr verloren. Auch der süddeutsche
Handel wurde lahmgelegt, verloren doch Venedig und Genua mit der
Entdeckung des Seeweges nach Ostindien ihre Bedeutung für den Handel
mit dem fernen Orient. Mit dem Bückgange auf kommerziellem Gebiete
war der Zerfall Deutschlands auf politischem Gebiete verbunden. Die
Auflösung in machtlose Kleinstaaten und religiöse Streitigkeiten be-
siegelten seine Bedeutungslosigkeit für Weltpolitik und Welthandel. Deutsch-
land bildete nur noch einen Schatten seiner einstigen Größe. Der dreißig-
jährige Krieg richtete vollständig zugrunde, was noch übrig geblieben war.
Landwirtschaft, Gewerbe, Bergbau und Bürgertum waren vernichtet. Im
18. Jahrhundert macht sich endlich wieder eine allmähliche Besserung in
den wirtschaftlichen Verhältnissen Deutschlands bemerkbar. Die industrielle
Produktion fängt an sich zu heben, und mit ihr wird eine mehr und mehr
zunehmende Ausfuhr an Lernen, Tuchen, Metallwaren, Schwarzwälder
Uhren und Nürnberger Kurzwaren möglich. An Stelle der Ostsee erlangt
die Nordsee und mit ihr Hamburg und Bremen mehr und mehr Bedeutung
für den deutschen Seehandel und für die Einfuhr an Kaffee, Tee, Reis,
Zucker, Tabak und anderen ausländischen Waren. Während die genannten
Seestädte die Einfuhr nach Norddeutschland vermittelten, versorgte Holland
Süddeutschland mit Kolonialprodukten.
Die zweite Blütezeit des deutschen Welthandels. Nach der Los-
reißimg der englischen Kolonien vom Mutterlande im letzten Viertel des
18. Jahrhunderts entstand durch Vermittlung Hamburgs und Bremens
bald ein reger Handelsverkehr zwischen Deutschland und der nordameri-
kanischen Union. Derselbe erfuhr- aber durch die von Napoleon I. ver-
hängte Kontinentalsperre eine jähe Unterbrechung, und für längere Zeit
war der deutsche Außenhandel lahmgelegt. Allerdings hielt sie auch die
englische Konkurrenz fern, was für die Entwicklung der deutschen Industrie
von großem Vorteil war. Als dami die früheren Beziehungen zum Aus-
lande durch die Vermittlung der Hansastädte wieder in Fluß kamen, er-
wies sich die deutsche Industrie auf den verschiedensten Gebieten sehr
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Genua Konstantinopel Polen Schweden Norwegen England Niederlanden Deutschland Europas Amerikas Ostindien Genua Ostindien Deutschlands Deutschlands Nordsee Hamburg Norddeutschland Holland Hamburgs Bremens Deutschland
152
Straße von Mitteleuropa über Kleinasien zum Persischen Meere
und der Weg von Westeuropa über Moskau nach Ostasien.
Der Weg von der Donau über Konstantinopel nach
Baßra am Persischen Meere wird uns von der Benutzung des
unter englischem Einflüsse stehenden Suezkanals freimachen.
Er bildet aber auch den größten Teil der direkten Straße aus
dem Herzen Europas nach jenen Ländern des fernen Orients,
die als Rohstofflieferanten wie auch als Abnehmer europäischer
Waren von höchster Bedeutung sind. Durch den Bau der
Bagdadbahn, den sich deutscher Unternehmungsgeist und
deutsches Kapital zur Aufgabe gemacht haben, soll die Ver-
bindung zwischen Konstantinopel und Baßra hergestellt und
jene alte Völkerstraße wieder zu Ehren gebracht werden, auf
der sich vor Jahrtausenden der Verkehr zwischen Europa und
Ostindien bewegte. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß die alte
Donaustraße aus Deutschland gleichsam hinweist nach dem
Südosten, zum Euphrattal, zum Indischen und Großen Ozean.
Die Straße von Westeuropa über Moskau nach Ost-
asien mit einer Länge von rund 11000 km ist die zweite
Überlandroute, die als Welthandelsstraße mit Vollendung der
sibirischen Bahn für Deutschland einen hohen Wert erlangt
hat. Für den Transport von Massengütern aus Deutschland
nach Ostasien wird sie wohl kaum jemals in Frage kommen,
da diese stets den billigeren Seeweg wählen werden; aber durch
die Beförderung der Post, der Personen und wertvoller Güter
wird sie von internationaler Bedeutung sein.
2. Die deutsche Handelsflotte.
a. Entwicklung'.
Deutschland durchlebt jetzt die zweite Blütezeit seines Welthandels.
Wie einst Venedig das Mittelmeer, so beherrschte vom 13. bis 15. Jahr-
hundert die deutsche Hansa mit ihrer gewaltigen Handelsflotte Nord- und
Ostsee. Sie war mit der Zeit zu einer solchen Machtfülle gelangt, daß
sie aus einem Krieg mit dem Dänenkönig Waldemar siegreich hervorging.
Doch gegen Ende des 15. Jahrhunderts begann der Stern der Hansa zu
sinken. Zahlreiche Feinde, innere Zwistigkeiten führten den vollständigen
Verfall herbei. Während die westeuropäischen Mächte infolge der großen
Entdeckungen am Ende des 15. Jahrhunderts schnell emporblühten, sank
der deutsche Seehandel zur Bedeutungslosigkeit herab. Nur Hamburg,
Bremen und Lübeck wußten sich den neuen Zeitverhältnissen anzupassen
und einen gewissen Anteil an dem Welthandelsverkehr zu sichern. Doch
auf den Schutz eines Deutschen Reiches konnten sie nicht rechnen.
Deutschland war während des 16. und 17. Jahrhunderts der Schauplatz
religiöser und politischer Wirren und so zu Ohnmacht und wirtschaftlichem
Verfall verurteilt.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Westeuropa Moskau Ostasien Donau Baßra Europas Konstantinopel Europa Ostindien Deutschland Euphrattal Ozean Westeuropa Moskau Deutschland Deutschland Ostasien Deutschland Hamburg Bremen Deutschland
153
Im 18. Jahrhundert zeigte sich zwar im wirtschaftlichen Leben eine
Wendung zum Bessern, aber von deutschem Seehandel und deutscher
Seemacht war keine Rede. Da kam das Jahrhundert des Verkehrs, das
Zeitalter des Dampfes, das dem deutschen Unternehmungsgeist neues
Leben einhauchte. Der deutsche Zollverein (1834) brachte die wirtschaft-
liche Einigung und Erstarkung Deutschlands, die Dampfschiffahrt fand
immer weitere Verbreitung, der Schiffbau hob sich, und wichtige Schiffahrts-
gesellschaften wurden gegründet. Deutschlands Anteilnahme an dem
Seehandel gestaltete sich immer lebhafter, und der im Jahre 1866 ge-
gründete Norddeutsche Bund sicherte den überseeischen Unternehmungen
deutscher Kaufleute seinen Schutz zu.
Da kam der Krieg von 1870/71, der nicht nur die Gründung des
Deutschen Reiches brachte, sondern mit seinem Milliardensegen die deutsche
Kapitalkraft zu großen Unternehmungen gewaltig stärkte.
Seit diesem politischen Ereignis hat nun der deutsche Seehandel
ein Tempo der Entwicklung angenommen, das die kühnsten Hoffnungen
übertroffen hat.
Stand Deutschland noch vor 30 Jahren an vierter Stelle in der
Reibe der gesamten Welthandelsflotte, so darf es sich rühmen, heute an
die zweite Stelle gerückt zu sein und damit die Vereinigten Staaten und
Frankreich überflügelt zu haben. An dieser hocherfreulichen Entwicklung
haben die beiden Hansastädte Hamburg und Bremen mit ihren kapital-
kräftigen und unternehmungslustigen Schiffahrtsgesellschaften, von denen
besonders die Hamburg-Amerika-Linie in Hamburg und der Norddeutsche
Lloyd in Bremen genannt zu werden verdienen, den weitaus wichtigsten
Anteil. An diesem raschen Fortschritt in der Entwicklung hat die Ostsee-
flotte nur in einem sehr geringen Umfange teilgenommen. Ja, es weist
ein nicht unbeträchtlicher Teil der Ostseehäfen sogar einen bedenklichen
Rückgang auf.
Die Entwicklung und Leistungsfähigkeit der deutschen Flotte mögen
folgende Zahlen veranschaulichen:
Se gelschiffe D a mpfschiffe Gesamte
Jahr Besatzung Leistungs-
Zahl Reg. Tons netto Zahl Reg. Tons netto insgesamt fähigkeit
in Tausenden in Tausenden Reg. Tons
1871 4372 900,3 147 82,0 39475 1146,3*)
1902 2496 587,0 1463 1506,1 53946 5105,3
Dieses Bild zeigt uns einen bedeutenden Rückgang in Zahl und
fonnengehalt der Segelschiffe und außergewöhnliche Vermehrung der
Dampfer. Darin liegt insofern ein besonders günstiges Moment, als die
Leistung eines Dampfers mindestens dreimal so hoch bewertet wird, als
die ejnes Seglers von gleicher Größe.*)
*) 1146,3 Reg.-Tons = 900,3 Reg.-Tons -f 3 X 82 Reg.-Tons.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschlands Deutschland Frankreich Hamburg Bremen Hamburg Norddeutsche
Lloyd Bremen
— 157
3. Die Weltpost.
a. Wie hat sich die Weltpost entwickelt?
Das 19. Jahrhundert, das Zeitalter des Dampfes und der Elektrizität,
hat auf dem Gebiete des nationalen und internationalen Völker- imd Güter-
verkehrs gewaltige Umwälzungen geschaffen. Mit der Gründung des
Weltpostvereins im Jahre 1874 tat die Post jenen kühnen Schritt, der eine
vollständige Neugestaltung dieses Verkehrsmittels im Gefolge hatte. Wie
notwendig gerade auf diesem Gebiete das Eingreifen einer schöpferischen
Hand war, davon überzeugt uns ein Blick in die postalischen Verhältnisse
Deutschlands um die Mitte des 19. Jahrhunderts, noch mehr aber die Be-
trachtung des internationalen Postverkehrs aus jener Zeit.
Deutschland war damals geradezu der Schauplatz postalischer Ver-
wirrung. Kein Wimder, da jeder deutsche Kleinstaat seine eigene Post
hatte. Mehrere Staaten bemühten sich sogar, in den Zentren des inter-
nationalen Verkehrs, wie in Hamburg, Lübeck und Bremen, den Post-
verkehr an sich zu ziehen, ohne Rücksicht auf die Bequemlichkeit für das
Publikum. Hamburg bot in dieser Hinsicht ein geradezu kurioses Bild.
Wer dort seine Postsachen schnell und sicher befördert haben wollte, mußte
»Briefe für Sachsen und einige mitteldeutsche Herzogtümer zur preußischen
Post, Briefe für Braunschweig zur hannoverschen Post, solche ñü Olden-
burg, Bremen und Lübeck zur Hamburger Stadtpost, Briefe nach dem
nahen Lauenburg zur dänischen, Briefe nach der einen Hälfte Österreichs
zur preußischen, nach der andern Hälfte zur Turn- und Taxischen Post
%eben.« *)
Dieses Beispiel mag genügen, um ein Bild von der Verworrenheit
der deutsch-inländischen Postverhältnisse zu geben. Nicht minder schwierig
waren die postahschen Beziehungen zum Auslande. Von Einheitlichkeit
in den Porto- und Gewichtssätzen, von Schnelligkeit und Sicherheit in der
Beförderung der Briefe konnte kaum die Bede sein. Besonders hemmend
für den Auslandsverkehr erwiesen sich die hohen Portosätze, zahlte man
doch für einen Brief aus Deutschland nach Eom 48 oder 68 oder 85 oder
sogar 90 Pfennig, je nachdem er seinen Weg durch Österreich, durch die
Schweiz, über Frankreich oder zu Wasser über Genua nahm. Im Jahre 1860
zahlte man für einen Brief von Berlin nach Edinburg 1 Mark, während er
heute nach der Weltposttaxe nur 20 Pfennig kostet.
Als der eigentliche Begründer der Weltpost verdient der
Generalpostmeister des Deutschen Reiches v. Stephan genannt
zu werden, der die Bedürfnisse des internationalen Verkehrs-
lebens klar erkannte und eifrig bestrebt war, die Kulturstaaten
der Erde zu einer großen Postverkehrsgemeinschaft zusammen-
zufügen. Dieses Verkehrsideal des hochverdienten Staatssekre-
tärs wurde auf dem ersten internationalen Postkongreß zu
Bern im Jahre 1874 durch Abschluß des Weltpostvertrages
und Gründung des Weltpostvereins in die Wirklichkeit um-
gesetzt.
*) Jung, Weltpostverein.
i
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Hamburg Bremen Hamburg Sachsen Bremen Lauenburg Deutschland Frankreich Genua Berlin Edinburg